Am 8. Dezember, 9 Monate vor dem Fest Maria Geburt, feiern wir, dass die Mutter Jesu „im Hinblick auf den Erlösertod Christi … schon im ersten Augenblick ihres Daseins vor jeder Sünde bewahrt“ war, wie es das Tagesgebet der Liturgie zusammenfasst.
Inhalt des Festes ist also weder, dass Maria Christus durch das Wirken des Hl. Geistes empfangen hat – das feiert die Kirche jedes Jahr am 25. März – noch, dass sie selbst auf übernatürliche Weise empfangen worden wäre. Die Botschaft des Tages ist vielmehr, dass Maria vom ersten Augenblick ihres Daseins an ein erlöster Mensch war, oder mit den Worten des Lukasevangeliums „voll der Gnade“.
Festtag vom Hochmittelalter bis in die Neuzeit
Dieses von Anselm von Canterbury im Hochmittelalter eingeführte Fest wurde vor allem von den franziskanischen Theologen (Bonaventura, Duns Scotus) ausführlich begründet und verbreitet. Papst Sixtus IV, selbst Franziskaner, führte es 1477 als Hochfest in die Liturgie der Stadt Rom ein. Papst Clemens XI. schrieb es 1708 für die gesamte Kirche vor. Papst Pius IX. verkündete die Lehre von der unbefleckten Empfängnis der Gottesmutter am 8. Dezember 1854 als Dogma.
In Österreich wurde es aufgrund eines Gelöbnisses durch Kaiser Ferdinand III. 1647 zum Dank für die Bewahrung Wiens während des 30-jährigen Krieges zum Feiertag. Die Mariensäule „am Hof“ in der Wiener Innenstadt erinnert daran. Durch die Nationalsozialisten abgeschafft, führte ein von hunderttausenden Österreichern getragenes Volksbegehren zur Wiedereinführung des Feiertages per Nationalratsbeschluss 1955 zum Dank für die Freiheit Österreichs.
Tiefes Vertrauen zu Maria
Kardinal Schönborn sieht einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem heutigen Festtag und der großen Marienverehrung in aller Welt. In der Tageszeitung „Heute“ veröffentlichte er letztes Jahr einige persönliche Gedanken dazu: „Mich berührt es, wie viele Menschen weltweit zu Maria, der Mutter Jesu, Vertrauen haben, ihr Herz bei ihr ausschütten, Schutz und Hilfe bei ihr suchen, weit über die Grenzen der Kirche hinaus. Warum ist das so? Ich glaube, das hat mit dem Sinn des Festes zu tun. Es ist eine schmerzliche Tatsache, dass in allen Menschen eine gewisse Neigung zum Bösen vorhanden ist. Täglich lesen wir von Lug und Betrug, von Hass und Mord, von Gewalttaten und Kriegsgräuel. Das alles wurzelt im Menschenherzen. Maria war davon ‚unbefleckt‘. Ihr Herz war ganz offen für Gott und die Menschen. Deshalb haben so viele ein tiefes Vertrauen zu ihr.“
Musik zum Gottesdienst: Joseph Haydn: Nikolai-Messe
Heuer liegt es 251 Jahre zurück, seit Joseph Haydn seine so genannte Nikolai-Messe zum Namenstag seines Dienstherrn Fürst Nikolaus II. Esterhazy am 6. Dezember 1772 komponiert und darin eine gewisse vorweihnachtliche Stimmung eingefangen hat. Die Komposition weist Merkmale einer Pastoral-Messe auf: die Instrumentalbesetzung mit den Hirten-Instrumenten Oboen und Hörnern, die Wahl der volkstümlichen Tonart G-Dur, die liedhafte Melodik und die markante Verwendung des wiegenden 6/4-tel-Taktes.
Besonders intensiv ist der Mittelteil des Credos vertont, der vom Geheimnis der Menschwerdung Christi handelt. Haydn verbindet diesen Abschnitt auf einmalige Weise mit dem Abschnitt, in dem es um Christi Sterben geht. Die theologische Botschaft: die Menschwerdung Christi zielt hin auf den Kreuzestod und die Auferstehung. Und so wird in diesem Abschnitt das „pro nobis“ mehrfach eindringlich wiederholt: für uns ist er vom Himmel gekommen, für uns ist er Mensch geworden, für uns wurde er gekreuzigt und begraben und ist am dritten Tag für uns auferstanden.
Weitere Werke:
Johann Sebastian Bach: Fuge in C-Dur, BWV 547/2
SolistInnen
Eva-Maria Schmid, Sopran
Katrin Auzinger, Alt
Gernot Heinrich, Tenor
Markus Volpert, Bass
Ensemble
Wiener Domchor
Wiener Domorchester
Domorganist Ernst Wally
Leitung
Domkapellmeister Markus Landerer
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