Theologen: Nicäa-Jubiläum zu Neuaufbruch in Ökumene nutzen
Das aktuelle kirchliche Jubiläum 1.700 Jahre Konzil von Nizäa (325) sollte zu Neuaufbrüchen in der Ökumene anregen: Das haben Theologinnen und Theologen bei einer Podiumsdiskussion am Donnerstagabend an der Katholischen Privat-Universität (KU) in Linz betont. Die Diskussion stellte den Abschluss eines Studientages an der KU zum Thema "Das Erbe von Nizäa" dar. Am Podium saßen der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer, der oberösterreichische evangelische Superintendent Gerold Lehner, der orthodoxe Wiener Theologe Ioan Moga sowie die Linzer Pastoraltheologin Klara Csiszar.
Die Erinnerung an das gemeinsame Bekenntnis des ersten ökumenischen Konzils könne dazu anregen, Ökumene nicht nur als formale Dialoge zu betrachten, sondern das gemeinsame Zeugnis und das gemeinsame Feiern wieder stärker in den Mittelpunkt zu stellen, waren sich die Diskutanten einig. "Die Sehnsucht nach dem gemeinsamen Abendmahl ist da", aber Nizäa erinnere daran, dass es daneben eben auch viele andere Momente der Einheit und des Zusammengehens der Kirchen im Alltag brauche, so Bischof Scheuer. Er zeigte sich überzeugt, dass bereits Stand heute "mehr möglich" sei an Kirchengemeinschaft, "da wir darin übereinstimmen, dass uns mehr verbindet als trennt".
Als ein wichtiges Zeichen bewerteten alle Beteiligten die Suche nach einem gemeinsamen Osterdatum. Dies wäre ein "wichtiges Zeichen der gemeinsamen Hoffnung, die uns verbindet", so Scheuer. Zugleich dämpften allerdings Ioan Moga und Klara Csiszar die Erwartungen, dass dies schon bald verbindlich eintreten werde. Zum einen sei die Orthodoxie gegenwärtig gespalten und es gebe zum anderen auch kein klar artikuliertes Bedürfnis unter manchen orthodoxen Kirchen, ein gemeinsames Datum zu suchen. "Die Sache hat sich festgefahren", so Moga.
Auf den doxologischen Charakter (Lobpreis-Charakter) des Bekenntnisses von Nizäa verwies der evangelische Superintendent Gerold Lehner. Dem Bekenntnis wohne insofern ökumenische Kraft inne, als es den Wert des gemeinsamen Feierns neu ins Bewusstsein rufe. Zugleich bedeute ein Bekenntnis immer auch eine Abgrenzung gegen Dinge, die man nicht teile: Dies sei etwa bei der Barmer Erklärung 1934 der Fall gewesen, die sich klar gegen den Schulterschluss der evangelischen Deutschen Christen mit dem Nationalsozialismus richtete. Vielleicht sei die Zeit bald wieder reif, ein solches Bekenntnis zu formulieren, um zu benennen, was nicht christlich sei, so Lehner etwa im Blick auf die Kirchen- und Religionspolitik der Regierung Donald Trumps.
Quelle: kathpress